Kishons Blaumilchkanal auf österreichisch
Politik und Wirtschaft sind mittlerweile ein Fall für die Psychoanalyse - eine Krankengeschichte der Erdgasversorgung aus Oberösterreich.
In Ephraim Kishons Satire „Der Blaumilchkanal“ reißt ein aus der Irrenanstalt Entflohener die Hauptstraße Tel Avivs auf, um einen Kanal zu bohren. Es beginnt ein absurdes Spiel der diversen Bürokratien in Stadt, Baubehörden und Ministerien, bei dem letztlich niemand zuständig ist. Dem besagtem „Irren“ Kasimir Blaumilch gelingt der Durchstich zum Meer, an dem die Allenby Street endet. Der einzige Beamte, der alles durchschaut und dem Treiben ein Ende setzen will, wird ins Irrenhaus eingeliefert. In Österreich gibt es ein vergleichbares Beispiel, nur umgekehrt, nicht als Fiktion und weniger lustig: Um die Abhängigkeit von russischem Gas zu verringern fehlen im nördlichen Mühlviertel 40 Kilometer Pipeline, Kostenpunkt schlappe 200 Millionen Euro. Das Projekt ist seit mehreren Jahren bekannt, wäre höchst sinnvoll - die Umsetzung scheiterte bisher an angeblichen Nicht-Zuständigkeiten von Ministerien, Verbundgesellschaft, Land Oberösterreich und Gemeinden. Vielleicht sollte Herr Blaumilch einfach beginnen zu bohren…
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